Fasadtegel: EW2163 Cassis | Vittinge Förskola
© Wienerberger AB | Fotos: Johan Eldrot

Zusammenspiel von Materialien

architectum Ausgabe #41

Fasadtegel: EW2163 Cassis | Vittinge Förskola
© Wienerberger AB | Fotos: Johan Eldrot

Vittinge Schule & Vorschule, Vittinge

in Schweden

Fasadtegel: EW2163 Cassis | Vittinge Förskola
© Wienerberger AB | Fotos: Johan Eldrot

Verwendetes Produkt

EW2163 Cassis LESS

Zusammenspiel von Materialien

Ein Muster aus hellen Ziegeln und dunklen Fugen verleiht dieser Vor- und Grundschule im schwedischen Vittinge die freundliche Anmutung von Birkenrinde. Als Inspiration dienten die Wälder um die Schule. Kinder wollen spielen, lernen und herausgefordert werden – dafür braucht es vielseitige Räume. Wie solche Kinderräume entstehen und welche Herausforderungen dabei die Architektur zu lösen hat, weiß Anna Kovacs sehr genau. Sie leitet die Abteilung Schulen und Wohnungsbau bei Archus und war verantwortliche Architektin bei dieser Vor- und Grundschule in Vittinge, nahe der schwedischen Stadt Uppsala. Sie plante nicht nur eine Schule, sondern einen Treffpunkt für die lokale Gemeinschaft. 

Sie haben jahrelange Erfahrung in der Gestaltung von Schulen und kindgerechten Räumen. Wie integrieren Sie die Bedürfnisse von Kindern in Ihr Design?

Anna Kovacs: Ausgangspunkt für den Entwurf ist immer die Perspektive der Kinder. Jedes Kind ist anders und hat unterschiedliche Bedürfnisse und Voraussetzungen. Dabei sollte der Raum sowohl die Kinder als auch die Lehrenden bestmöglich unterstützen. Es sollte dem Lehrpersonal ganz einfach möglich sein, den Tagesablauf und den Unterricht an die Bedürfnisse der Kinder anzupassen. Eine Schule ist nicht nur ein Ort des Lernens, sondern auch Spiel- und Erholungsort. In Schweden basieren Unterrichtsmethoden auf Abwechslung, denn Kinder lernen auf unterschiedliche Weise: in Gruppen, alleine, durch Zuhören oder durch Ausprobieren. Vor jedem Klassenraum gibt es deshalb offene Flächen für Spiel und kreative Aktivitäten sowie kleinere Räume zum Zurückziehen.

Leicht gebogen und eingeschossig – welche Überlegungen führten zu Form und Layout des Gebäudes?

Anna Kovacs: Normalerweise bauen wir gerne mehrstöckig, um den Bodenverbrauch zu minimieren. In diesem Fall gab es aber einen bestehenden Bebauungsplan, der die Gebäudehöhe auf ein Geschoss begrenzte. Damit die verschiedenen Bereiche im länglichen Gebäude nicht zu weit voneinander entfernt wirken, entschieden wir uns für eine gebogene Form. Dadurch entstand auch der Schulhof.

Das Design zeichnet sich durch große Fenster und eine helle Fassade aus, es entsteht eine starke Verbindung zwischen den Innenräumen und der umgebenden Natur. Welche Rolle spielte der Wald bei Ihrem Entwurf?

Anna Kovacs: Die Nähe zum Wald war eine zentrale Idee in unserem Entwurf. Immer mehr Kinder haben neuropsychiatrische Beeinträchtigungen und wir müssen Umgebungen schaffen, die Reizüberflutung vermeiden. Wir entwerfen unsere Schulen also bewusst mit einer ruhigen Formsprache und Farbgestaltung und setzen auch gerne natürliche Materialien ein, die mit der Zeit eine schöne Patina entwickeln.

In einem früheren Interview sagten Sie, dass nachhaltige und robuste Materialien für Kinder­räume ideal seien. Ist Ziegel Ihre bevorzugte Wahl für solche Projekte?

Anna Kovacs: Ziegel ist ein langlebiges, wartungsfreies und natürliches Material – eine logische Wahl für Schulen. Vittinge ist zudem ein Ort mit einer langen Tradition in der Ziegelproduktion, so konnten wir hier eine weitere regionale Verbindung schaffen.

„Wir müssen für die Kinder eine Umgebung schaffen, die Reizüberflutung vermeidet, daher entwerfen wir unsere Schulen bewusst mit einer ruhigen Formsprache und Farbgestaltung und setzen dabei auf natürliche Materialien.” - Anna Kovacs, Archus

Bei diesem Projekt kam der Fassadenziegel EW2163 Cassis aus dem LESS Sortiment zum Einsatz. Diese Produktlinie reduziert Emissionen um 70 bis 90 Prozent. Warum haben Sie sich für die LESS-Variante entschieden?

Anna Kovacs: Der Cassis hat einen sehr schönen, warmen Farbton, welcher der Fassade eine ganz besondere, weiche Anmutung verleiht. Wir kennen diesen Ziegel schon aus früheren Projekten und haben ihn sowohl an Schulen als auch an Wohngebäuden eingesetzt. Wenn wir nicht mit recycelten Materialien, sondern mit Neumaterialien arbeiten, achten wir auf möglichst emissionsarm hergestellte Produkte. Nachhaltigkeit steht bei Archus ganz oben und wir begrüßen jede Innovation, die in diese Richtung geht. Die Frage lautete für uns also nicht „Warum?“, sondern „Warum nicht?“.

Wählen Sie als Architektin das Material häufig für Ihre Projekte?

Anna Kovacs: Ich arbeite zwar seit 17 Jahren bei Archus in Schweden, komme aber ursprünglich aus Ungarn. Dort spielt Ziegel eine noch größere Rolle als hier. In Schweden wird Ziegel selten als tragendes Element, häufig aber als Fassadenverkleidung verwendet. Besonders im städtischen Bereich entscheiden sich unsere Bauherren gerne für Ziegel.

Was gefällt Ihnen besonders an der Arbeit mit Ziegeln?

Anna Kovacs: Ziegel ist ein robustes und langlebiges Material und verleiht dem Gebäude eine gewisse Würde. Zudem trägt das Material eine Art urmenschliche Erinnerung an Lehm und Feuer in sich. Ziegel sind an unsere Hände angepasst und werden meist einzeln verlegt. Aber abgesehen von den vielen positiven Konnotationen hat Ziegel fantastische gestalterische Möglichkeiten in der Architektur: Durch die unzähligen Variationen von Farben, Formen und Fugen kann man fast skulptural mit der Fassade arbeiten.

Was genau hat Sie an der LESS Serie überzeugt?

Anna Kovacs: Ich denke, eine Produktlinie wie LESS ist immer die beste Wahl, wenn man mit neu produzierten Materialien arbeitet. Ich war zudem mit der Farbpalette sehr zufrieden. Generell finde ich, dass die gesamte Branche noch mehr Anstrengungen in Richtung Nachhaltigkeit und Emissionsreduktion unternehmen muss. 

Die Inspiration für das Fassadenmuster stammt von der Birkenrinde. Sie haben dafür mit unterschiedlichen Fugenfarben gearbeitet. Wie kam es zu der Idee, mit verschiedenen Fugenfarben anstelle von verschiedenfarbigen Ziegeln zu arbeiten?

Anna Kovacs: Die Idee entstand vor einigen Jahren beim Zeichnen: Stifte haben unterschiedliche Strichstärken, wodurch sich der Fokus auf bestimmte Bereiche lenken lässt. Dasselbe Prinzip kann man mit verschiedenfarbigen Fugen erreichen. Fugen machen immerhin rund 30 Prozent der Fassade aus und haben einen maßgeblichen Einfluss auf die Gesamtwirkung eines Gebäudes. Ich habe diese Idee erstmals bei einem Wohnhaus mit roten Ziegeln und hellen sowie dunklen Fugen getestet – und das Ergebnis war beeindruckend.

Was finden Sie besonders gelungen an der Schule in Vittinge?

Anna Kovacs: Ästhetisch finde ich das Zusammenspiel von Fugen und Ziegeln und die Einbettung in die Natur besonders gelungen. Aber darüber hinaus haben wir in diesem Dorf einen Ort geschaffen, der mehr ist als eine Schule. Es ist ein Bildungs- und Begegnungszentrum für die gesamte Gemeinde. Wenn ich an einem Sommerabend vorbeifahre, wimmelt es auf dem Schulhof von Kindern aus der Umgebung. Das ist der schönste Beweis dafür, dass das Projekt gelungen ist. 

Fasadtegel: EW2163 Cassis | Vittinge Förskola
© Wienerberger AB | Fotos: Johan Eldrot

Daten & Fakten

Projektname: Vittinge Schule & Vorschule, Vittinge, Schweden

Architektur  Archus

Bauherr  Hebyfastigheter AB

Jahr der Fertigstellung  2024

Verwendetes Produkt  EW2163 Cassis LESS

Gebäudetyp 
Öffentlich

Ausgabe  architectum #41

Fasadtegel: EW2163 Cassis | Vittinge Förskola
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