Wo Lernen neu gedacht wird

Schlichtes Design, außergewöhnliche Umsetzungen und eine große Liebe zum Detail – dafür ist Dänemark bekannt. Neben diesen Grundpfeilern beweist eine neue europäische Schule in Kopenhagen zudem, wie ideal Architektur und Stadtplanung ineinanderfließen können.

Europäische Schule Kopenhagen

Eingebettet in die historischen Gebäude im Kopenhagener Stadtteil Carlsberg befindet sich seit Ende 2018 eine neue öffentliche Schule, die auf einer Fläche von 14.000 m² Platz für rund 900 internationale Schüler und Schülerinnen bietet. Die Schule ist umgeben von verschiedenen kulturellen und architektonischen Wahrzeichen, die das Design maßgeblich beeinflusst haben: Sie fügt sich in einen Bezirk mit langer, historischer Bedeutung ein, direkt bei der industriellen Brauereianlage Carlsberg, und belebt diesen mit ihrem modernen Konzept.

Nachbarn im gleichen Gewand

Kaum ein Haus in dem Ortsteil, das nicht in Ziegel gehüllt ist. Ein Bild, an das sich auch die Europäische Schule Kopenhagen hält: Ziegelmauerwerk mit dekorativen Auskragungen schafft ein belebtes Fassadenbild, das mit den bestehenden Gebäuden in der Umgebung interagiert.

Dafür sorgte bei diesem Gebäude der Braune Teufel – ein Fassadenziegel im dänischen Normalformat, der sich durch eine unregelmäßige Farbgebung auszeichnet und bei tragenden und nicht tragenden Bauteilen sowie geschützten und nicht geschützten Bereichen universell einsetzbar ist. „Die Europäische Schule Kopenhagen ist in die lebendige Geschichte der Industriearchitektur und ihrer Ära eingebunden. Die Schule baut auf dieser Tradition und diesem kulturellen Erbe auf – als neue Interpretation in ihrer eigenen Zeit“, sagt Morten Gregersen, Partner und Architekt bei NORD Architects, die die Schule zusammen mit Vilhelm Lauritzen Architects entworfen hat.

Neues Lern- und Lebeverständnis

Moderne Schulbauten kommen nicht mehr ohne offene Lernlandschaften aus – modulare Lernräume, die je nach Bedarf geöffnet und geschlossen werden können, sind Ausdruck eines neuen Lernverständnisses.

Auch der Neubau der Europäischen Schule Kopenhagen verfolgt diesen Ansatz und verwendet konsequent sogar den „ungenutzten“ Raum. Die Stiegenaufgänge bekommen durch „Lerntreppen“ eine neue Funktion als Aufenthalts- und Erholungsorte in der Pause und können bei Bedarf auch in den Unterricht eingebunden werden. Zwei solche „Lerntreppen“ bilden das Zentrum des Hauptgebäudes, um die sich die anderen Lernbereiche, Klassenräume, die Kantine und die Sanitäranlagen anordnen.

Aufbruch der Räume

„Mit Rücksicht auf die historische Umgebung haben wir das Schulgebäude flächenmäßig maximiert und eine offene, moderne und lebendige Lernumgebung geschaffen“, sagt Thomas West Jensen, Partner und Architekt bei Vilhelm Lauritzen Architects.

Die Europäische Schule Kopenhagen definiert auch im Außenraum die Grenzen neu: Die frei stehende Sporthalle öffnet sich zu einer Begegnungszone, bei der die Dachlandschaft mit Erholungszonen auf verschiedenen Ebenen sowie mit Spielplätzen verbunden ist. Hier soll die Unterrichtsumgebung mit urbanen Räumen und dem städtischen Leben verschmelzen und auch Menschen von außerhalb der Schule einladen.