Das Dach dieses Rathauses wird zum Sinnbild eines Übergangs von Traditionellem in die Moderne. Der Farbverlauf von Rot zu Grün symbolisiert die Gebäudeerweiterung als Neuanfang.
Nur etwas mehr als 1.000 Einwohner hat die elsässische Gemeinde Bernwiller in Frankreich nahe der deutschen Grenze. Im Ortsteil Ammertzwiller, gleich neben der örtlichen Kirche, sollte das Rathaus renoviert und um einen Neubau erweitert werden.
Das Amtsverwaltungsgebäude der kleinen Region erfüllt zahlreiche Aufgaben: Es benötigt einerseits größere Räumlichkeiten für die Verwaltung, andererseits dient es auch als Hochzeitssaal, Versammlungsraum und Empfangshalle für diverse Veranstaltungen. Im Rahmen eines Architekturwettbewerbs wurde nach einem Entwurf gesucht, der das historische Haus behutsam renoviert und gleichzeitig an einen modernen Neubau anknüpft, der den benötigten Anforderungen Raum gibt.
Der historische Gebäudeteil stammt aus dem Jahr 1880 und ist typisch für Bauten der Region. Die Erweiterung besticht äußerlich durch ihre spannende Dachform, im Inneren wurde der Raum um eine große Treppe angeordnet, die vom Empfangsbereich bis zum Dachstuhl hinaufführt. Architekt Thomas Weulersse wollte den Eindruck einer „Kathedrale mit einem sichtbaren Dachstuhl“ vermitteln.
Das Gebäude und seine Erweiterung sollten mit dem Dach Transparenz generieren und das Rathaus besser mit seinen Bewohnern verbinden: Ein nuanciertes Rot am renovierten Bestand steht für Kontinuität und spiegelt die traditionellen Dächer des Dorfes wider. Ein klareres, einheitliches Grün auf der Erweiterung erzählt von Mut und Moderne.
Ein exakter Prototyp des Daches wurde den Abgeordneten zur Genehmigung vorgelegt, dabei wurde auch der eigens entwickelte Grünton der Glasur abgenommen. Architekt Thomas Weulersse erläutert: „Der wie zufällig angeordnete Übergang von Rot zu Grün gleicht einem Krokodilhaut-Effekt und wurde vorab genau geplant.“ Der flache Koramic Dachziegel ermöglicht eine klassische Biberschwanz-Doppeldeckung, die dem Architekten für die Renovierung sowie den Erweiterungsbau am besten geeignet erschien. Dennoch gab es hinsichtlich der immer stärker werdenden Neigung des Daches besondere Herausforderungen zu meistern: „Der heikle Aspekt der Arbeit bestand in dem drapierten Effekt und der Abfolge mehrerer immer stärker werdender Gefälle“, so der Architekt.
Der Dachziegel wurde dafür maßangefertigt. Der Tondachziegel findet im Elsass häufig Verwendung: „Ton speichert die Wärme und begrenzt gleichzeitig die Erwärmung des Innenraums“, meint der Architekt. Bei gleichzeitig geringem Pflegeaufwand und einer natürlichen Alterung, die sich harmonisch ins Ortsbild fügt, stellte sich dieser Ziegel als nachhaltige Lösung für das neue Rathaus dar.
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