Logements sociaux - Plainfaing
© Grégory TACHET

Unsichtbare Technik, sichtbare Meisterleistung

architectum Ausgabe #31

Logements sociaux - Plainfaing
© Grégory TACHET

Sozialwohnungen

in Frankreich

Logements sociaux - Plainfaing
© Grégory TACHET

Verwendete Produkte

Koramic Datura – Adoisé

Unsichtbare Technik, sichtbare Meisterleistung

Interview mit ASP Architecture Antoine Pagnoux

Gleich mehrere Auszeichnungen erhielt das auf Holzbau mit hohem ökologischem Mehrwert spezialisierte Büro ASP Architecture für den Bau von Sozialwohnungen in dem Vogesendorf Plainfaing in Frankreich. 

Wann sind Sie als Architekt begeistert von einem Gebäude?

Antoine Pagnoux: Architektur ist für mich dann gut, wenn sie zugänglich und anpassungsfähig ist und wenn die ehrgeizige Wahl eines effizienten Systems mit biobasiertem Material dem Vorteil der Bewohner dient. Die Herausforderung dabei ist, die Technik unsichtbar zu machen, auch wenn sie in allen Aspekten der Gestaltung präsent ist, und zwar im Dienst des Umweltschutzes und des Wohnkomforts. 

„Die technische Meisterleistung allein sollte die Architektur nicht rechtfertigen. Hier sind die innovativen technischen Lösungen von außen kaum sichtbar, ermöglichen jedoch Passivhausleistungen auf allen Ebenen.”
Architekt Antoine, Utopia  Pagnoux, ASP Architecture.

Was ist das Besondere am Projekt in Plainfaing?

Es handelt sich hier um den Bau von Sozialwohnungen mitten in einem Vogesendorf, direkt an den Bergpässen. Das Ziel ist eine gute Integration dieser Wohnungen in die Umgebung, bei gleichzeitiger Hervorhebung ihrer ganz eigenen Identität, ohne einen Bruch zu suchen und eine Teilhabe an der lebendigen Dorfgemeinschaft zu ermöglichen. Außerdem sollte die technische Meisterleistung allein die Architektur nicht rechtfertigen. Hier sind die innovativen technischen Lösungen von außen kaum sichtbar, ermöglichen jedoch Passivhausleistungen auf allen Ebenen.

Gab es besondere Herausforderungen bei der Planung oder beim Bau? Wie wurden diese gemeistert?

Die Herausforderung lag in allen Aspekten des täglichen Lebens der Mieter, aber auch die langfristige Rentabilität für die soziale Wohnungsbaugesellschaft spielte eine Rolle. Unsere Lösung berücksichtigt alle Aspekte, auch was beispielsweise Materialien, Ausstattung und Ausrichtung anbelangt.

Woher kam die Inspiration für das Design?

Aus unserer Region! Das Design des monolithischen Wohnblocks ist an die traditionellen Vogesenhöfe angelehnt. Und die von uns ausgewählten schwarzen und grauen Dachziegel mit matt glasierter Oberfläche erinnern an die alten patinierten Dächer und die hier üblichen Schindelverkleidungen. Von diesem Gebäude aus sollten dann die Funktionen, aber auch die strukturelle Beschaffenheit des Projekts erkennbar sein. Diese Überlegungen führten zu einer präzisen Feinarbeit an den Details der Fassaden.

Warum wählten Sie gerade diesen Dachziegel aus? Wie kamen sie auf die Idee, den Ziegel nicht nur für das Dach, sondern auch für die Fassade zu verwenden?

Der Koramic Dachziegel an Dach und Fassade bedeutet eine möglichst lange Haltbarkeit der Fassade und ist gleichzeitig ein ökologischer Baustoff. Ein weiterer Vorteil ist der geringe Wartungsaufwand für die soziale Wohnungsbaugesellschaft. Keramik verleiht dem Dach und der Fassade eines schlichten und leicht erfassbaren Gebäudekonzepts eine zeitgemäße Optik. So schufen wir einen Wohnblock, der durch die Reflexe der emaillierten Elemente zum Leben erweckt wird.

Welche Auswirkungen hat die Terrakotta-Verkleidung auf das Klima im Gebäude sowie auf seine Energieeffizienz?

Ihre Aufgabe ist im Wesentlichen die einer Hülle, die die Wände durch ihre dämmende Wirkung schützt. Mit Ausnahme der überdachten Eingänge, wo das Holz – geölte Lärche – „freigelegt“ und dadurch sichtbar ist, ist das Gebäude komplett damit verkleidet, um es vor schlechtem Wetter zu schützen. Darüber hinaus altern keramische Baustoffe auf natürliche Weise und bewahren ihre ästhetische Wirkung.

Warum fiel die Wahl auf dieses Ziegelmuster?

Wir haben uns schnell für Wienerberger entschieden, einerseits wegen der großen Farbauswahl, aber auch wegen der Möglichkeit, mit Eck-Dachziegeln einen kontinuierlichen Volumeneffekt zu erzielen. Das Dach setzt sich ohne Unterbrechung über die Giebel und an der Fassade fort, um die monolithische Wirkung zu unterstreichen. Die ausgewählten Dachziegel sind Datura Ardoisé, Datura Noir matt glasiert und Datura Gris Noir matt glasiert. Die je nach Höhe variierende Farbgebung sorgt für einen Verlaufeffekt mit Lichtreflexen auf den glasierten Dachziegeln.

Welche anderen Materialien wurden in dem Gebäude verwendet und warum? Was ist das Besondere an der Kombination?

Es handelt sich um ein Passivhaus aus Holz und Stroh. Wir bevorzugen lokal produzierte Materialien und die Montage von vorgefertigten Wänden. Einer nachhaltigen Entwicklung dient auch eine schnellere und sauberere Baustelle, selbst in einer Region mit langem Winter.

Wie ist das Gebäude isoliert und welche Art von Heizung/Kühlung wird verwendet?

Eine 40 cm dicke Strohschicht in den Holzwänden sorgt für einen guten Dämmwert. Hinzu kommen ein kollektives doppelflutiges VMC-Lüftungssystem und eine Wärmerückgewinnung aus Abwasser. Ein zen­trales Heizsystem mit einer Luftwärmepumpe, ergänzt durch individuelle Holzöfen, rundet das System ab.

Logements sociaux - Plainfaing
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Gibt es bei Projekten im sozialen Wohnungsbau eine spezielle Herangehensweise?

Wenn eine Wohnungsbaugesellschaft wie Le Toit Vosgien auf lange Sicht profitabel sein will, sind die Vorteile einer passiven Bauweise mit hohem Wohnkomfort unbestreitbar: zufriedene Mieter, dadurch weniger Fluktuation, wenig Gebäudewartung und sehr geringe Energiekosten (weniger als 15 Euro pro Monat). 

Welches soziale Konzept steht hinter der Idee?

Durch das Projekt konnten vier neue anspruchsberechtigte Familien im Dorf willkommen geheißen werden, um das soziale Leben mit einem Projekt anzukurbeln, das 40 oder 50 Jahre ohne Veränderungen Bestand haben wird.

Herzlichen Glückwunsch zu den vielen Auszeichnungen, die Sie für dieses Projekt erhalten haben! Zahlt sich Nachhaltigkeit immer aus?

Diese Auszeichnungen sind eine Anerkennung für die Arbeit und das Engagement aller Beteiligten. Ich denke, dass es bei diesem Projekt auf die Konzeption der Struktur und des Dämmwerts, kombiniert mit einem einfachen und intuitiven architektonischen Ansatz, ankommt. Ich möchte noch einen weiteren Vorteil von Projekten dieser Art nennen: die vielfältigen zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen den Experten. Alle am Prozess Beteiligten sprechen mehr miteinander und arbeiten besser zusammen. 

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Daten & Fakten

Projektname: Sozialer Passivwohnungsbau, Plainfaing, Frankreich

 

Architekt   ASP Architecture Antoine Pagnoux, Saint Dié

Bauherr   Le Toit Vosgiens, Plainfaing

Jahr der Fertigstellung   2018

Verwendete Produkte  Koramic Datura – Adoisé, Noir und Gris Noir

Gebäudetyp  Mehrfamilienhaus

Ausgabe  architectum #31

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